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Regula Schütt

Tabuthema Eltern-Burnout: Wenn Eltern nicht mehr können


Erschöpfte und gestresste Eltern

Elternsein ist etwas Wunderschönes und gleichzeitig eine grosse Herausforderung. Der Spagat zwischen Erziehung, Haushalt und Beruf bringt immer mehr Mütter und Väter an den Rand ihrer Kräfte. Sie fühlen sich körperlich und seelisch erschöpft und ausgebrannt.

Wird dies zu spät erkannt und fehlt die nötige Unterstützung, kann dies in ein Burnout führen.


Eltern-Burnout ist nach wie vor ein Tabuthema.

Dabei wäre es extrem wichtig, dass hier ein offenerer Umgang und mehr Aufklärung betrieben wird.


Hätte ich vor meinem Burnout im Jahre 2017 gewusst, was meine Symptome bedeuten und wohin es führt, wenn ich nicht dagegen steuere und was ich konkret dagegen tun kann, wäre es wohl nicht zum kompletten Zusammenbruch gekommen.


Daher sehe ich es als wichtig an, dass offen mit dem sehr aktuellen Thema des Eltern-Burnouts umgegangen wird.



Welche Ursachen können zu einem Eltern-Burnout führen?


Die Gründe, die Eltern in die Erschöpfung treiben sind sehr vielfältig.

Grundsätzlich betrifft ein Burnout vor allem Menschen, die perfektionistisch veranlagt sind und ein hohes Verantwortungsbewusstsein haben.


Das Stressempfinden, also welche Situationen bei einer Person negativen Stress auslösen, ist bei jedem Menschen individuell.


Wenn Eltern unter Dauerstress leiden, wenn die Ruhepausen über eine lange Zeit fehlen und die Erholungsfähigkeit nicht mehr gegeben ist, wird die Seele früher oder später rebellieren und es kommt zum Zusammenbruch.


Dies hat selten mit einer schlechten Planung zu tun, sondern damit, dass die Erholungszeit fehlt.


Es gibt äusserliche und innerliche Faktoren (innere Einstellung), die zum Ausbrennen führen können. Meistens ist es eine Kombination.



Im Dauerlauf zwischen Kind, Haushalt, Beruf


Mütter, aber immer mehr auch Väter sind einer enormen Mehrfachbelastung ausgesetzt.

Sie müssen im privaten und beruflichen Kontext verschiedene Rollen gleichzeitig erfüllen und möchten auch jede Rolle erfolgreich ausführen.


Kinder, Haushalt, Beruf und vielleicht noch die Betreuung von pflegebedürftigen Eltern– alles muss irgendwie unter einen Hut gebracht werden.


Neben den Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die der Job an Eltern stellt, muss an vieles gedacht werden, was mit der Erziehung der Kinder zusammenhängt:


Spezielle Aktivitäten und Zeiten in der Schule (wer muss wann was mitnehmen?), Hobbies der Kinder (wer muss wann wo sein?), Kindergeburtstage organisieren und durchführen, Sommerfeste, Abschlussfeste, Abschiedsgeschenke für Lehrpersonen organisieren, Elternabende, Elterngespräche, Adventskalender, Weihnachtsgeschenke basteln, Arzttermine...


Und wenn ein wichtiger Termin im Job ansteht, ist meistens ein Kind krank…

Was dann noch alles an Haushalt anfällt, davon ganz zu schweigen.


Was von diesen aufgezählten Beispielen wirklich erledigt werden MUSS, ist eine andere Frage.


Burnoutgefährdete Eltern fühlen sich jedoch stark verpflichtet, allen Anforderungen sowohl im Job als auch in der Kindererziehung und in anderen Lebensbereichen mehr als gerecht zu werden. Ruhepausen gibt es selten.


Dies ist eine enorme Herausforderung, benötigt viel Organisation und Nerven und es bleibt kaum Zeit für eigene Bedürfnisse.

Dass dieser Spagat eigentlich kaum zu machen ist ohne sich überfordert zu fühlen, gibt man nicht gerne zu.


Nach aussen wird der Schein gewahrt, als würde man alles gut schaffen, denn die anderen schaffen das ja auch.


Dass da diese ständige Erschöpfung ist, diese innere Unruhe oder Gereiztheit und diese innere Stimme, die immer lauter ruft «Ich kann nicht mehr», man jedoch keinen Ausweg sieht, weil Elternsein ein 24-Stunden-Job ist, wird lange Zeit ignoriert.


Elternsein ist wunderschön, aber auch anstrengend und das darf man sich eingestehen.


Zu erkennen, dass man am Anschlag ist, ist der erste wichtige Schritt und sogleich der schwerste, um eine Veränderung zu initiieren.



Das schlechte Gewissen: ständiger Begleiter von Eltern


Es sind aber nicht nur die unzähligen Aufgaben, die zu einer Überlastung führen können.


Bei vielen Eltern kommt das schlechte Gewissen hinzu.


Mütter und Väter machen sich Vorwürfe, zu wenig Zeit für die Kinder zu haben. Im schlimmsten Falle fühlen sie sich als Rabenmutter oder als Rabenvater.


Aber auch Mütter oder Väter, die sich Vollzeit um die Kinder kümmern, haben das Gefühl, sich ständig rechtfertigen zu müssen.


Dazu kommt, dass man für die Erziehung und Hausarbeit nach wie vor kaum Anerkennung und Wertschätzung erhält.



Hohe Ansprüche und unrealistische Erwartungen


Die Ansprüche, die die Gesellschaft an die Mutter oder den Vater von heute stellt, sind hoch, ja eigentlich unrealistisch.


Dazu kommen aber auch viele Ansprüche, die die Mütter und Väter an sich selbst stellen – und diese sind nicht minder hoch!


Das Idealbild der Familie, das suggeriert wird, verlangt von den Eltern sehr grossen Einsatz und führt zu einem ungesunden Perfektionismus.


Eltern stehen heute unter enormem Druck, alles perfekt zu machen. Dies ist ein entscheidender Faktor für ein Eltern-Burnout.


Weitere Faktoren, die eine ständige Überlastung begünstigen können:


  • Keine Zeit für sich selbst

  • Ständiges Ignorieren und Vernachlässigen der eigenen Bedürfnisse

  • Andauernde, ungelöste Konflikte in der Partnerschaft

  • Überforderung mit den alltäglichen Aufgaben

  • Dauerhafte Überforderung oder Unterforderung im Beruf

  • Pflege von Angehörigen

  • Konflikte


Habe ich ein Eltern Burnout? Oder bin ich einfach «nur» erschöpft?


Der Weg in ein Burnout verläuft schleichend. Die Warnsignale sind vielfältig und können sowohl körperliche als auch psychische Symptome hervorrufen:


Körperliche Symptome ohne klare Ursache, die auf ein Burnout hinweisen können:

  • Starke Müdigkeit

  • Verspannungen

  • Kopfschmerzen

  • Verdauungsprobleme

  • Schlafstörungen

  • Herz-Kreislauf-Probleme

  • Infektanfälligkeit

  • Rücken- und Nackenschmerzen

  • Schwindel

Wichtig: die Ursachen der Symptome sollten immer vom Arzt abgeklärt werden!


Psychische Symptome, die auf ein Burnout hinweisen können:

  • Konzentrationsprobleme

  • Abnehmende Kreativität

  • Lustlosigkeit

  • Vergesslichkeit

  • Ständiges Gedankenkreisen

  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit

  • Angstgefühle bis hin zur Panik

  • Depressive Verstimmungen

  • Mangelndes sexuelles Interesse

  • Keine Lust auf soziale Kontakte

  • Sich emotional ausgelaugt fühlen

  • Fehlende Freude an dem, was früher Spass gemacht hat

  • Das Gefühl, das einem alles über den Kopf wächst

  • Verlust der Erholungsfähigkeit

Die Ausprägung der Symptome kann unterschiedlich sein und es müssen auch nicht alle Symptome auftreten. Diese Liste ist nicht abschliessend. Du solltest die Symptome in jedem Fall von einem Arzt abklären lassen!


(Quelle der Symptomliste: angelehnt und leicht angepasst nach N. Klüver, Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein, Stuttgart 2018)



Warnsignale für ein beginnendes Eltern-Burnout ernst nehmen


Oft werden aber diese Warnsignale nicht ernstgenommen, verdrängt oder ignoriert.


Dabei ist es sehr wichtig, frühzeitig einzugreifen. Je länger man wartet und nichts gegen die Erschöpfung unternimmt, desto länger geht es auch, bis man wieder zu seinen Kräften und zu sich selbst zurück findet, um wieder Freude am Familienleben empfinden zu können.


Daher ist eine Burnout-Prävention im Sinne von einer Resilienzstärkung (Resilienz = psychische Widerstandskraft, sozusagen das Immunsystem der Seele) die erste Wahl, da hier noch genügend Kraft vorhanden ist, um Veränderungen anzugehen und so einem Eltern-Burnout vorgebeugt werden kann.


Es ist wichtig, zu erkennen und sich einzugestehen, wann es zuviel wird und sich dann Hilfe zu holen!


Wenn du merkst, dass der Familienalltag dich extrem belastet oder dass du nicht mehr schlafen kannst, weil sich deine Gedanken ständig im Kreise drehen, solltest du dir Hilfe holen, bevor es zu einem Zusammenbruch kommt.

Ein unbehandeltes Burnout kann zu einer schweren Depression führen!


Du vermutest, dass du ein Eltern-Burnout haben könntest? Mit diesem Test, kannst du herausfinden, ob du an einem Burnout leidest oder nahe daran bist:




Ich habe Anzeichen für ein Eltern-Burnout. Wo kann ich mir Hilfe holen?


Wenn du dich ausgebrannt oder im Elternalltag überfordert fühlst, solltest du frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.


Du kannst dich an deine Hausärztin oder an den Elternnotruf Schweiz wenden. Dieser ist zu jeder Tages- und Nachtzeit anonym und kostenlos telefonisch erreichbar.



Fazit


Ein Burnout betrifft nicht einfach nur den vielbeschäftigten Manager, es trifft auch Mütter und Väter.

Eltern-Burnout ist nach wie vor ein Tabuthema.


Neben dem Jonglieren zwischen Familie, Beruf und Haushalt, was eine grosse Belastung darstellen kann, ist die Gefahr als Eltern auszubrennen sehr gross, wenn Eltern an sich zu hohe Ansprüche stellen und alles perfekt machen wollen.


Diese hohe Ansprüche werden jedoch auch von der Gesellschaft vermittelt.


Zu jedem Thema, das die Familie betrifft, gibt es Ratgeberbücher und überall wird einem suggeriert, wie es richtig geht.


Diese gesellschaftlichen Ansprüche runterzuschrauben, ist schwierig und dauert lange.


Wichtig ist jedoch, dass Eltern versuchen, sich davon zu distanzieren und sich immer wieder fragen, was ihnen wichtig ist und sich mehr von ihrer Intuition als von Ratgeberbüchern oder vom Vergleich mit anderen Eltern leiten zu lassen.


Du denkst, dass du dich in der Abwärtsspirale Richtung Eltern-Burnout befindest?


Dann wäre es sehr wichtig, wenn du an deinem Umgang mit Stresssituationen, an der Entwicklung deiner inneren Stärke und an deiner inneren Einstellung arbeitest.


Dazu eignet sich ein Resilienztraining speziell für Eltern, welches ich anbiete.


Möchtest du mehr dazu erfahren, dann melde dich gerne bei mir.



Regula Schütt

Ich helfe berufstätigen und gestressten Eltern von schulpflichtigen Kindern dabei, Wege zu finden, wie es ihnen gelingt, Eskalationen im Familienalltag zu vermeiden und innere Stärke zu entwickeln, damit der Alltag mit Kindern wieder viel Freude bereitet.


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Weiterführende Literatur:


Nathalie Klüver, Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein. Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter. Stuttgart 2018


Dr. Hans Hartmann, Wege aus dem Mama-Burnout. Abstand gewinnen und neue Kraft tanken. München 2017


Fritz + Fränzi. Das Schweizer Elternmagazin. Ausgabe April 2019

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